NS-Dokumentationszentrum München
Das NS-Dokumentationszentrum München wurde 2015 eröffnet. Seine geografische Lage hat eine historische Bedeutung: Bis 1945 befand sich an der Stelle des Dokumentationszentrums das „Braune Haus“, das zwischen 1931–1945 als Sitz der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei (NSDAP) diente. Von München aus kontrollierte die NSDAP-Führung die Parteiorganisationen in ganz Deutschland. Neben dem „Braunen Haus“ nutzte die NSDAP über 60 weitere Gebäude um den Münchner Königsplatz.
Nach einer Bombardierung von München durch britische Truppen im Januar 1945 wurde das „Braune Haus“ fast vollständig zerstört. Zu Beginn der 2000-er Jahre wurde in München beschlossen, am ehemaligen Ort der NSDAP-Zentrale ein Bildungszentrum und ein Museum zu errichten, um die Erinnerung an NS-Verbrechen zu bewahren sowie ihre Ursachen, Erscheinungsformen und Folgen zu untersuchen.
Während des Zweiten Weltkriegs war München ein Zentrum für Zwangsarbeit in Deutschland. Fast alle Unternehmen, Betriebe und Geschäfte sowie viele private Haushalte nutzten die Arbeit von mindestens 150.000 Menschen, die aus deutsch besetzten Gebieten gewaltsam nach Deutschland deportiert worden waren. Verglichen mit der Gesamtbevölkerung, war 1945 jede:r vierte Münchner:in ein:e Zwangsarbeiter:in.
Eine von mehr als 400 Zwangsarbeiter:innen-Sammelunterkünften in München war das Lager in Neuaubing. Zwischen 1942–1945 waren hier bis zu 1000 Menschen untergebracht, die im benachbarten Bahnausbesserungswerk Neuaubing arbeiteten.
Nach 1945 in Vergessenheit geraten, stieg die Aufmerksamkeit für diesen Ort in den 2000-er Jahren. Heute befinden sich in acht Baracken in Neuaubing Ateliers, Werkstätten, ein Kindergarten und ein Bauernhof. 2017 wurden alle Lagergebäude zu historischen Denkmälern erklärt und 2018 restauriert. Bis 2025 wird auf dem Gelände des ehemaligen Zwangsarbeiter:innen-Lagers in Neuaubing ein Erinnerungsort des NS-Dokumentationszentrums München eröffnet, das sich dem Thema Zwangsarbeit widmet.
Autorin: Alöna Todorova