Todesmärsche
In den Erinnerungen ehemaliger Gefangener von Konzentrationslagern finden sich häufig Formulierungen „Weg des Todes“ oder „Evakuierung des Lagers“.
Ab 1944 begann die SS mit der Beseitigung der nationalsozialistischen Konzentrationslager in der Nähe der Frontlinie. Die Gefangenen wurden mit der Eisenbahn, oft in offenen Güterwaggons abtransportiert oder auf Fußmärsche getrieben. Die Märsche dauerten mehrere Tage und Wochen. Erschöpfte Gefangene, die nicht weitergehen konnten, wurden erschossen. Viele Gefangene erfroren oder verhungern. Die Todesmärsche führten der deutschen Zivilbevölkerung, vor allem im ländlichen Gebiet, die national-sozialistischen Massenverbrechen vor Augen. Manchmal gerieten die Transportzüge und Marschkolonnen mit Gefangenen unter Beschuss von alliierten Truppen.
Im Jahr 1945 wurde die Auflösung der deutschen Konzentrationslager immer chaotischer und schlechter vorbereitet, es wurden so gut wie keine Nahrungsmittel ausgegeben. Die Todesmärsche hatten keine anderen Lager als Ziele mehr, die Gefangenen wurden einfach ins Landesinnere oder etwa an die Ostsee getrieben. Trotz aller Schwierigkeiten bei den Märschen und der ständigen Angst vor Erschießungen gelang es einigen Gefangenen, von Todesmärschen zu fliehen und sich zu den alliierten Truppen durchzuschlagen. Von 714.000 KZ-Insass:innen, die im Januar 1945 registriert waren, erlebte ca. ein Drittel bis die Hälfte das Kriegsende nicht. Einer der Gründe dafür, neben kräftezehrender Arbeit, Hunger und grassierenden Krankheiten, waren die Todesmärsche.
An die vielen Todesmärsche erinnern heute Gedenkstätten an den Haltepunkten der Marschkolonnen (Gedenkstätte Todesmarsch im Belower Wald) oder an Orten des Massenmords an Gefangenen (Gedenkstätte Feldscheune Isenschnibbe Gardelegen) sowie eine größere Anzahl von Gedenksteinen entlang der Todesmarschrouten in ganz Deutschland.