Dokumentationsstätte Die Lager Jamlitz
Im Jahr 1943 errichtete die SS in der Nähe des Bahnhofs „Lieberose“ in Jamlitz ein Außenlager des Konzentrationslagers Sachsenhausen. Die Gefangenen sollten Objekte für den SS-Truppenübungsplatz «Kurmark» bauen. Zeitgleich befanden sich im Lager 4300 Häftlinge aus vielen europäischen Ländern, hauptsächlich ungarische und polnische Juden. Die Sterblichkeitsrate war gemäß dem Programm „Vernichtung durch Arbeit“ sehr hoch. Vom 2. bis 4. Februar 1945 tötete die SS insgesamt 1342 jüdische Häftlinge. Die rund 1700 verbliebenen Häftlinge wurden zu einem Fußmarsch nach Sachsenhausen gezwungen. Zwischen 400 – 500 Häftlinge erlebten das Kriegsende.
Nach dem Krieg wurden Deutsche Flüchtlinge und Vertrieben aus polnischen Gebieten in Lagerbaracken in Jamlitz untergebracht. Im Sommer 1945 beschlagnahmte das Sowjetische Innenkommissariat das Lagerterritorium und richtete dort von September 1945 bis April 1947 das Speziallager Nr. 6 ein. Danach wurden die Baracken abgerissen und das Gelände aufgeteilt. Umsiedlerfamilien bauten darauf seit etwa 1950 private Häuser.
Über viele Jahre lang führten einzelne aktive Bürger:innen eigene Recherchen zu Verbrechen im Lager durch. In den 1970er Jahren beschlossen die DDR-Behörden, in der Nachbarstadt Lieberose eine Gedenkstätte für die Opfer des Konzentrationslagers einzurichten. Dort wurden auch die Überreste der 577 jüdischen Gefangenen begraben, die 1971 in einem Massengrab in einer Kiesgrube gefunden wurden. Einen großen Beitrag zur Geschichtsaufarbeitung leistete der örtliche Lehrer Roland Richter mit seinen Schüler:innen, die Informationen und Objekte zu Überlebenden und der Ortsbevölkerung sammelten. Bis heute gibt es in Lieberose ein Museum und eine Gedenkstätte.
Um einen Teil der Geschichte vor Ort zu dokumentieren, entstanden im Jahr 2003 in Jamlitz Tafeln der ständigen Ausstellung über beide Lager: das deutsche Konzentrationslager (1943–1945) und das sowjetische Speziallager (1945–1947). Im Jahr 2019 eröffnete die Stiftung Bradenburgische Gedenkstätten in Jamlitz eine neue Dokumentationsstätte. Auch errichtete die jüdische Gemeinde am Fundort des Massengrabes einen jüdischen Friedhof. So gibt es im Landkreis mehrere Gedenkorte, die verschiedene Funktionen von Erinnerungsorten erfüllen.