Gedenkstätte Bergen-Belsen
Im Jahr 1935 begann die Wehrmacht mit dem Bau von Kasernen auf dem Militärgelände in der Nähe des Dorfes Belsen (Niedersachsen). Nach Beendigung der Bauarbeiten 1940 brachte die Wehrmacht 600 belgische und französische Kriegsgefangene im ehemaligen Arbeiterlager unter.
1941 wurde das Lager Bergen-Belsen vergrößert. Er wurde zum Stalag XI C (311) für sowjetische Kriegsgefangene, von denen und von Juli bis November 1941 etwa 21.000 dorthin kamen. Es fehlte katastrophal an Baracken, die sowjetischen Kriegsgefangenen mussten Erdhöhlen im Boden graben. Bis Frühjahr 1942 starben etwa 14.000 Menschen an Krankheiten, Unterernährung und Kälte. Insgesamt sind mehr als 19.580 sowjetische Kriegsgefangene auf dem Lagerfriedhof begraben.
1941 wurden in den benachbarten Ortschaften Oerbke und Wietzendorf zusätzlich zwei Lager für sowjetische Kriegsgefangene eingerichtet. Insgesamt starben in diesen drei Lagern bis Kriegsende über 50.000 sowjetische Kriegsgefangene.
Im Sommer 1943 wurde der nördliche Teil des Lagers Bergen-Belsen zum Zweiglager des Stalag XI B Fallingbostel und diente seit September 1943 als Lazarett für sowjetische und ab September 1943 für italienische Kriegsgefangene. Im Oktober 1944 wurden polnische weibliche und männliche Kriegsgefangene hierhergebracht, die zuvor am Warschauer Aufstands teilgenommen hatten.
Der südliche Teil des Lagers Bergen-Belsen unterstand ab April 1943 der SS, die dort ein Konzentrationslager einrichtete. Zunächst brachte die SS jüdische Häftlinge dorthin, um sie gegen im Ausland internierte Deutsche oder materielle Gegenleistungen auszutauschen. Von Juli 1943 bis Dezember 1944 wurden mindestens 14.600 jüdische Häftlinge, darunter 2.750 Kinder, nach Bergen-Belsen gebracht.
Seit Ende 1944 wurden Zehntausende Häftlinge aus anderen Lagern, die in Frontnähe aufgelöst wurden, hierhergebracht. Insgesamt durchliefen 120.000 Gefangene aus verschiedenen Ländern das Konzentrationslager Bergen-Belsen. 52.000 Frauen, Männer und Kinder starben im Lager.
Am 15. April 1945 wurde Bergen-Belsen von britischen Truppen befreit, doch trotz medizinischer Versorgung starben bis Juni 1945 rund 14.000 Menschen. Zwischen 1945–1950 lebten viele der überlebenden Häftlinge auf dem Gelände der ehemaligen Wehrmachtskasernen.
Ab Herbst 1945 wurde das Lager zu einem Gedenkort an die Opfer des Nationalsozialismus. Heute befindet sich neben dem ehemaligen Lager ein Dokumentationszentrum, in dem Besucher:innen persönliche Gegenstände und Dokumente von Gefangenen sehen, sich mit Ausgrabungsfunden vertraut machen und Interviews von überlebenden Gefangenen und Zeitzeug:innen anhören können.