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Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain    

Im April 1941 begannen die ersten Vorbereitungsarbeiten für den Aufbau des Lagers auf dem Truppenübungsplatz Zeithain in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof des Dorfes Jakobstal (Sachsen).   

Im Juli 1941 kamen etwa 2.000 sowjetische Kriegsgefangene ins Lager. Nach Registrierung, ärztlicher Untersuchung und Entlausung mussten sie im Freien vegetieren: In den ersten Monaten bestand das Lager nur aus einem Stacheldrahtzaun, in dem sich die Kriegsgefangenen ohne jeglichen Schutz vor Sonne, Regen und Kälte befanden. Sie mussten in erster Linie Wirtschaftsgebäude und Wohnräume für die Wachmannschaften errichten, bevor sie ab September mit dem Bau von Baracken für sich selbst begannen. Der Bau des Lagers wurde erst Ende 1942 endgültig abgeschlossen.   

Solche Bedingungen trugen zu Ausbrüchen von Ruhr, Typhus und Fleckfieber bei. Im Dezember 1941 begann im Lager eine Fleckfieberepidemie. Das Lager wurde unter Quarantäne gestellt, alle sowjetischen Kriegsgefangenen waren somit auf einem Gelände isoliert und eingesperrt. Lediglich die deutschen Wachmannschaften, die zuvor das Lager verlassen hatten und die örtliche Bevölkerung sollten somit vor der Epidemie geschützt werden. Das innere Lagertor blieb bis März 1942 geschlossen. Nach der Beendigung der Quarantäne waren im April 1942 von den 10.677 sowjetischen Kriegsgefangenen nur noch 3.729 Menschen am Leben.   

Im Sommer 1942 wurden weitere Zehntausende sowjetische Kriegsgefangene nach Zeithain gebracht. Im September 1942 wurden etwa 10.000 von ihnen und ein Großteil des deutschen Stammpersonals nach Löwen (Belgien) verlegt. Dort wurden Kriegsgefangene bei Zwangsarbeiten in der Kohleindustrie eingesetzt. 

Ab September 1942 diente Zeithain, nun als Zweiglager des Stalag IV B Mühlberg, als Lazarett für arbeitsunfähige sowjetische Kriegsgefangene. Im Februar 1943 erfolgte die formelle Umwandlung zum Kriegsgefangenen-Reservelazarett. Angesichts der harten Lebensbedingungen und völlig unzureichender medizinischer Versorgung starben hier nach unterschiedlichen Quellenangaben täglich 10 bis 20 Menschen. 

Neben sowjetischen Kriegsgefangenen wurden im Lager seit Oktober 1943 auch italienische, serbische, englische, französische und polnische Kriegsgefangene untergebracht. So kamen im Oktober 1944 etwa 1.100 verwundete Männer und Frauen der polnischen Heimatarmee (Armia Krajowa) ins Lager, die 63 Tage lang im Warschauer Aufstand kämpfte, sowie medizinisches Personal, 55 Ärzte und 168 Krankenschwestern, um sie zu versorgen. Manche der kriegsgefangenen Frauen waren schwanger, im Lager kam 11 Babys zur Welt, die Registrierungsnummern für Kriegsgefangene bekamen.    

Insgesamt starben in Zeithain etwa 25.000 bis 30.000 sowjetische und mehr als 900 Kriegsgefangene aus anderen Ländern, darunter mindestens 862 Italiener. Gründe waren vor allem Mangelernährung und katastrophale hygienische Bedingungen.    

Am 23. April 1945 befreite die Rote Armee das Lager. Bis 1949 entstand an der Stelle der ersten Massengräber, nach einem Beschluss der sowjetischen Militäradministration in Sachsen, die Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain, die bis heute existiert. Im Jahr 1984 beschloss die lokale SED-Führung anlässlich des 40. Jahrestags seit Kriegsende die Einrichtung einer neuen Gedenkstätte auf dem Friedhof. Im April 1985, nach Zustimmung durch sowjetische Militärbehörden, wurde die erste Dauerausstellung im ehemaligen Wohnhaus des Friedhofsgärtners eröffnet. Auf deutschem Boden war dies die erste Gedenkstätte, die ausschließlich dem Schicksal sowjetischer Kriegsgefangener gewidmet war. 

Heute befindet sich in diesem Gebäude und in einer ehemaligen Lagerbaracke eine Dauerausstellung zur Geschichte des Lagers. Die Gedenkstätte versteht sich als Informations- und Bildungsstätte sowie als Anlaufstelle für Angehörige der ehemaligen Kriegsgefangenen.