Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen
Foto aus der Ausstellung im „Lagermuseum“ (1961), Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen.
Das Konzentrationslager Sachsenhausen wurde im Sommer 1936 in Oranienburg (Brandenburg) als Modell- und Schulungslager errichtet, in dem SS-Wachleute ausgebildet werden sollten. Im Jahr 1938 wurde die zentrale Inspektion der Konzentrationslager hierher verlegt, der alle Konzentrationslager in von Deutschland kontrollierten Gebieten unterstanden. Die ersten Häftlinge waren überwiegend deutsche Staatsbürger, aber nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurden Zehntausende Kriegsgefangene und Bewohner aus den besetzten Gebieten hierhergeschickt. Im Jahr 1944 kamen etwa 90% der Häftlinge aus dem Ausland, wobei Bürger der Sowjetunion und Polens die größten Gruppen bildeten.
Die Häftlinge arbeiteten in Werkstätten und Fabriken der SS, im Industriehof des Lagers sowie im Ziegelwerk „Klinkerwerk“. Ab 1942 arbeiteten die Gefangenen auch im Heinkel-Flugzeugwerk sowie in den Werken von „AEG“ und „Siemens“. Da sich das Lager innerhalb der Stadtgrenzen befand, marschierten die Gefangenen täglich vor Augen der Einheimischen zu ihren Arbeitsplätzen.
Zehntausende Gefangene starben im Lager in Folge von Hunger, Krankheiten, Zwangsarbeit, medizinischen Experimenten und Misshandlungen. Im Frühjahr 1942 wurden im Lager auf dem Gelände des Industriehofes ein Krematorium und eine Gaskammer errichtet und ein Ort für Erschießungen eingerichtet.
Anfang 1945 wurden im Konzentrationslager Sachsenhausen und seinen Außenlagern rund 80.000 Menschen festgehalten. Als die Rote Armee im Frühjahr 1945 die Oder erreichte, beschlossen deutsche Behörden, das Lager zu liquidieren. Mehrere tausend Gefangene wurden sofort getötet, über 30.000 wurden in Gruppen in Richtung Ostsee geschickt, viele von ihnen starben während dieses Todesmarsches. Am 22. April 1945 brachten Abteilungen der sowjetischen und polnischen Armee das Lager unter ihre Kontrolle.
Im August 1945 verlegten sowjetische Besatzungsbehörden hierher das Speziallager Nr. 7 des NKWD. Ab 1948 trug es in die Bezeichnung Speziallager Nr. 1 und wurde mit über 60.000 Häftlingen zum größten von drei Speziallagern für Internierte in der sowjetischen Besatzungszone. Darunter waren sowohl Mitglieder der nationalsozialistischen Partei, SS- und Gestapomitarbeiter, Wehrmachtsoffiziere, politische Gegner und willkürlich inhaftierte Menschen als auch sowjetische Bürger, darunter ehemalige Kriegsgefangene und ehemalige Zwangsarbeiter, die Verbrechen begangen oder dem sowjetischen Regime gegenüber einfach illoyal waren. Viele wurden jahrelang ohne ein offizielles Gerichtsurteil eingesperrt.
Das Speziallager wurde zu einem wichtigen Instrument zur Stärkung des sowjetischen Machtmonopols in Deutschland. Allerdings war die Haft schlecht organisiert: es mangelte an Nahrung und Medikamenten sowie an Kleidung und Treibstoff, was zu Krankheiten, Epidemien und einem Massensterben führte, das im Winter 1947 ihren Höhepunkt erreichte. In fünf Jahren starben im Lager insgesamt 12.000 Häftlinge. Das Speziallager wurde 1950 geschlossen.
Mitte der 1950er Jahre wurde auf Initiative ehemaliger KZ-Häftlinge in der DDR beschlossen, drei nationale Gedenkstätten in Buchenwald (Thüringen), Ravensbrück (Brandenburg) und Sachsenhausen zu errichten. Im April 1961 wurde die Nationale Mahn- und Gedenkstätte Sachsenhausen eröffnet. Eine große Bedeutung wurde damals dem politischen Widerstand und der Zusammenarbeit der deutschen und sowjetischen Kommunisten beigemessen.
Das erste Lagermuseum widmete sich dem Alltag der Konzentrationslager-Gefangenen. Die Geschichte des sowjetischen Speziallagers wurde lange aus der öffentlichen Erinnerung verdrängt.
Seit 1993 ist die Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen Teil der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten. 2001 eröffnete hier die Dauerausstellung „Sowjetisches Speziallager Nr. 7 / Nr. 1“.

Mahnmal in der Nationale Mahn- und Gedenkstätte (1961) mit der Plastikgruppe „Befreiung“ von René Graetz (1961), Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen.

„Turm A“ des ehemaligen Konzentrationslagers Sachsenhausen nach der denkmalsgerechten Sanierung (2011), Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen.