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Memelgebiet

Nach dem Ersten Weltkrieg verpflichtet der Versailler Vertrag das Deutsche Reich, das Gebiet um die Stadt Memel (heute Klaipeda) 1920 abzutreten und es unter Kontrolle des Völkerbundes zu stellen. Anfang 1923 besetzt Litauen dieses Gebiet militärisch. Im Mai 1924 wird dies offiziell vom Völkerbund anerkannt.  

Laut einer litauischen Volkszählung von 1925 sehen sich über die Hälfte der ca. 140.000 Einwohner:innen des Memelgebiets (lit. Klaipėdos kraštas) als Deutsche, weitere 16% sind zweisprachig. Deutschsprachige Einwohner im Memelgebiet geraten immer wieder in Konflikt mit der Politik der Litauisierung, wenn etwa Straßenschilder ausgetauscht oder amtliche Dokumente vom Deutschen ins Litauische umgestellt werden. Die Regierung des Deutschen Reichs unterstützt memeldeutsche Politiker und nutzt ab Frühjahr 1938 diese Stimmungen, um über Protestnoten Druck auf die litauische Regierung auszuüben. 

Zur Wahl des litauischen Landtags im Dezember 1938 bilden deutsche Parteien im Memelgebiet eine Einheitsliste unter der Losung „Heim ins Reich“ und bekommen 25 der 29 Abgeordnetensitze. Das Deutsche Reich erhöht Ende 1938 den Druck auf Litauen und droht für den Fall von Unruhen im Memelgebiet mit militärischen Maßnahmen.  

Am 20. März 1939 übermittelt der deutsche Außenminister Joachim von Ribbentrop dem litauischen Außenminister Juozas Urbšys mündlich ein Ultimatum: Litauen solle das Memelgebiet ans Deutsche Reich abtreten, sonst würde die deutsche Luftwaffe die damalige litauische Hauptstadt Kaunas bombardieren.  

Am 23. März unterzeichnen das Deutsche Reich und Litauen einen Staatsvertrag zur „Wiedervereinigung des Memellandes mit dem Deutschen Reich“. Das Memelgebiet wird damit offiziell vom Deutschen Reich annektiert und in die bereits bestehende Provinz Ostpreußen eingegliedert. 

Im August 1940 wird Litauen durch die Sowjetunion in Folge des Hitler-Stalin-Paktes annektiert und in das sowjetische Staatsgebiet eingegliedert. Fortan grenzt das Deutsche Reich im Memelgebiet unmittelbar an die Sowjetunion. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs gehört das Gebiet zur litauischen Sowjetrepublik und nach 1990 zum unabhängigen Litauen.